Einen Zusammenhang zwischen Botox und Depression aufzustellen, erscheint zunächst vielleicht seltsam. Und natürlich kann Botox keine Depression heilen. Dafür sind die Ursachen und Wirkmechanismen bei Depressionen zu komplex und vielschichtig.
Allerdings zeigt eine neue, universitätsübergreifende Metastudie* aus dem Jahr 2022**, dass Botox durchaus einen positiven Einfluss auf Depressionen haben kann.
Eine Entspannung der Gesichtszüge begünstig eine innere Entspannung
Diese Metastudie zeigt zusammengefasst, dass Botox einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden leisten kann, indem es durch eine Entspannung der Gesichtszüge eine innere Entspannung begünstigen kann.
Genauer erklärt, Botox entspannt den für Depressionen typischen Gesichtsausdruck. Hier geht es hauptsächlich um die Gesichtsmuskeln der Glabella-Region; in etwa die Muskeln, die sich zwischen und über den Augenbrauen befinden und unterhalb des Mundes. Diese muskuläre Entspannung kann in einer psychischen Entspannung resultieren.
Facial Feedback Hypothese
Erklärt wird dieser Effekt basierend auf der Theorie der emotionalen Wahrnehmungsfähigkeit (Emotional Proprioception Theory) und der Facial Feedback Hypothese. Diese besagt, sehr vereinfacht, dass wenn man immer grimmig guckt, wird man sich auch grimmig fühlen.
Botox entspannt nachweislich das Gesicht
Entspannt man allerdings mit Botox das Gesicht, passiert hier genau der gegenteilige Effekt: das Gehirn bekommt das Signal, „Muskeln entspannt, somit alles entspannt“; und gibt dieses Signal dann weiter an die Psyche der Betroffenen „alles ist ok“.
Hier wird das Pferd quasi von hinten aufgezäumt: der entspannte Gesichtsausdruck führt zur psychischen Entspannung der Betroffenen.
Botox reduziert milde bis mittlere Depressionen
Die Metastudie geht sogar so weit zu sagen, dass Botox die Symptome einer milden bis mittleren Depression reduzieren kann.
Zusammenfassend – unsere Hilfe für ihre Entscheidung
Es ist nicht unser Ziel, Menschen mit Depression zu Botox zu raten, um ihre Symptome zu lindern. Wenn man allerdings den Wunsch hat, sich Botox spritzen zu lassen, aber zögert, weil man unter einer Depression leidet und nicht weiß, was eine Botox-Behandlung mit einem noch zusätzlich machen könnte, dann sind die Ergebnisse dieser Metastudie vielversprechend und können im eigenen Entscheidungsprozess sicherlich hilfreich sein. Und selbstverständlich sind wir für Euch da, Euch in Eurer Entscheidungsfindung zu beraten.
*Eine Metastudie, das ist eine Untersuchung von mehreren Studien, die eine ähnliche oder sogar gleiche Fragestellung behandelt haben. Somit kann das Ergebnis einer Metastudie sehr aussagekräftig sein, da es eben nicht nur eine Studie ist, sondern die Ergebnisse mehrerer Studien vergleicht und analysiert.
**Wollmer et al, Review -Treatment of Depression with Botulinum Toxin.Toxins 2022, 14, 383.